Was muss sich ändern für netzdienliche Kleinspeicher und was hat das mit BalkonSolar oder Steckersolar zu tun?

Wer den Vortrag von Jörg Lange von Klimaschutz im Bundestag e.V. verpasst hat und keine Zeit hat ihn nachzuschauen dem fassen wir hier die Veranstaltung zusammen.

Link: https://youtu.be/mWurvBuSnAE?feature=shared

Dieser Artikel ist eine Mitschrift, des Vortrags von Jörg Lange, daher ist nicht alles was hier steht notwendigerweise die Meinung des BalkonSolar e.V., sondern seine Meinung. Wir werden aus dem Vortrag einen schriftlichen Bericht machen und den dann veröffentlichen und auch Entscheidern zugänglich machen.

Hier die Vortragsfolien:

Zunächst: Wo stehen wir bei Steckersolar?

Wahrscheinlich gibt es derzeit ca 2 Mio BalkonSolar Geräte. Kleine Speicher, wie sie von Anker, Hoymiles, AlphaESS, Zendure, Sonnenrepublik angeboten werden sind massiv im kommen, aber wahrscheinlich haben weniger als 5% der eingestecken Steckersolargeräte einen.

Spannend sind Speicher, die direkt an einer 220 V Steckdose irgendwo im Haus sitzen (wo es warm ist). Und solche die mit dynamischen Strompreisen arbeiten können. Sprich: Speicher laden wenn Strom billig, Haus versorgen wenn Strom teuer. Aber wie netzdienlich machen?

Das Stromnetz

Dann ging es im Vortrag kurz um die grundlegende Funktionsweise des Stromnetz Auf der Niederspannungsebene, also dem Netz ganz nah am Kunden, wissen wir erstaunlich wenig, was sich da gerade tut, wie voll es ist. Nur ca. 23% der Netzbetreiber in der
Niederspannung hochaufgelöste Messdaten haben. Nur 1,9% der Messeinrichtungen hatten 2024 ein Intelligentes Messsystem! Es reicht aber aus ca 20% der Trafostationen zu digitalisieren.

Durch den jetzt angekündigten Batterietsunami wird es gelingen die Schwankungen innerhalb des Tages zu reduzieren. Speicher gibt es im Haus, im Auto und bald auch als Großspeicher, dort wo mal die Kernkraftwerke standen, die haben viele Stromleitungen.

Especially since an enormous amount of battery projects seem to be in the pipeline, being referred to as "battery tsunami" in www.ess-news.com/2025/01/14/g… which would solve any storage issues in the hours/day to day time scale (but not weeks and seasonal)

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— Jan Christoph Goldschmidt (@janoschsolar.bsky.social) 5 February 2025 at 21:39

Wieso schwankt der Strompreis überhaupt?

Das liegt am „Merit Order Prinzip“: Wir zahlen immer den Preis, des teuersten Kraftwerks, daher des Kraftwerks das als letztes eingeschaltet wird (weil es teuer ist). Bei uns meist Gas (Gaspreis + CO2 Zertifikate). Wer das ausführlich nachlesen will, dem empfehlen wir hier die Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order

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Folgende Punkte sind wichtig:

  • Bisher scheint die Strom Nachfrage “Last” kaum auf den Strompreis zu reagieren. Obwohl deutlich mehr möglich wäre.
  • EE-Strom führt zu niedrigen Strombörsenpreisen
Andere Anreize als den Börsenpreis gibt es bislang kaum, obwohl eine Lastverschiebung möglich wäre!

Aber: Spottmarktpreis ist ein falsches Signal zur Ausregelung von Anlagen vor Ort! Denn bloß weil der Preis hoch oder niedrig ist, heißt das nicht dass die lokale Netzsituation auch diesen Strom aufnehmen kann.

Was kann ich machen?

Jetzt zu den spannenden Punkten, die Einleitung war lang. Aber was kann man jetzt als Mieter machen?

Schon jetzt kann fast jeder ein Steckersolargerät und ein Klimagerät mit R290 selbst installieren. R290 ist Propan, Klimaanlagen mit dem als Kältemittel darf man selber installieren.

Er kann selbst einen dynamischen Tarif buchen und ggf. seinen Verbrauch in billige, sonnige Zeiten legen. Die Investitionskosten für Klimagerät, Steckersolargerät und Messegerät im Sicherungskasten sind überschaubar.Dazu braucht es noch nicht mal ein Smart-Meter-Gateway.

Aktuell sehen die meisten Systeme so aus: Solar am Balkon + Batterie + Wechselrichter –> Einspeisung ins Hausnetz, ausgerichtet an einer Zeitsteurung oder einem durchschnittlichen Lastprofil oder sogar einer manuellen Steuerung. Gesteuert wird es über die Cloud der Hersteller. Daran kann man viel kritisieren.

Wo könnte man hin?

Ein lokales Hausautomatisierungssystem (etwa Home Assistant) greift von einer API Preisinfos eines lokalen dynamischen Strompreises auf Grundlage von Erneuerbaren Energien + Netzauslastung ab und steuert damit Geräte, Batterie, Einspeisung, …

Das ganze läuft möglichst lokal. Es reicht vielleicht sogar ein SmartMeter light aus (Infos dazu hier: https://simplify-smart-metering.de/)

Große Teile des Strompreis sind fest- Aber es wäre denkbar den roten Teil zu Dynamisieren und an lokalen Netzengpässen und Emissionen auszurichten.

Tools wie https://gruendstromindex.de können das heute schon.

Für die Netzengelte gibt es schon eine (nicht maschinenlesbare) Übersicht das “Branchenportal Variable Netzentgelte” https://www.variable-netzentgelte.de/interaktive-deutschlandkarte.html auch mit guten Erklärungen wie das läuft.

Was wären jetzt denkbare Forderungen?

Zum einen werden wir wieder eine Petition starten mit Akkudoktor, Mach Deinen Strom und anderen.

Das mit der Petition ist nicht so einfach, sie wurde am 15.11. eingereicht, der Bundestag hat sie dann nicht freigeschaltet. Nun haben wir noch ein wenig den Text optimiert und wieder eingereicht.

Was braucht es also:

Wir arbeiten daran weiter und es wird einen Hackathon dazu geben und weitere Veranstaltungen: https://balkon.solar/news/2024/12/17/projekt-speicher-fuer-balkonsolar-gefoerdert-von-der-bundes-umwelt-stiftung/ – macht gerne mit!

Bericht

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