Immer wieder werden wir mit Fragen zur Behinderung von Fluchtwegen durch Steckersolargeräte konfrontiert.
Dazu hat sich nun die “Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren und des Deutschen Feuerwehrverbandes” in einer Empfehlung “Umgang mit Photovoltaik-Anlagen” geäußert und stellt fest:
“Dem Fachausschuss sind derzeit keine brandschutztechnischen Probleme bekannt.”
Befürchtungen von Vermietern und Hausverwaltungen, das Balkonsolargerät könne bei einem Löschvorhaben im Weg sein, sind daher fast unbegründet.
Weiter äußert sich das Fachgremium:
“Unterhalb der Hochhausgrenze bestehen keine Bedenken, solange die Sicherstellung des zweiten Rettungsweges nicht eingeschränkt wird. In diesem Zusammenhang ist sicherzustellen, dass nicht direkt am Modul angeleitert werden muss.
“Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren und des Deutschen Feuerwehrverbandes” in einer Empfehlung “Umgang mit Photovoltaik-Anlagen”
Dazu ist es ausreichend, an Rettungsfenstern die lichte Breite des Fensters zuzüglich eines beidseitigen Bereiches von 10 cm sowie an zum Anleitern bestimmten Balkonen einen 1 m breiten Teil des Geländers von Modulen freizuhalten.
Gefahr durch Elektrizität: Alle Teile eines Balkonkraftwerks sind isoliert und somit berührungssicher. Wenn durch z. B. Anleiterung oder Brandeinwirkung Teile beschädigt werden, ist ein Abstand von 1 m nach DIN VDE 0132 einzuhalten (analog allen anderen elektrischen Geräten, Kabeln, Verteilersteckdosen, wenn diese beschädigt sind). Bei einer Trennung des Steckers des Balkonkraftwerks bzw. des Wegfalls der Netzspannung schaltet der Wechselrichter in sehr kurzer Zeit ab. „Am (z.B. Schuko-)Stecker liegen dann keine 230 V mehr an (Abschalten bei Netzausfall).”
“Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren und des Deutschen Feuerwehrverbandes” in einer Empfehlung “Umgang mit Photovoltaik-Anlagen”
Doch was heißt das genau?
Zum einen sind Solarmodule oder Wechselrichter wie jedes andere Elektrogerät brennbar. Aber es gibt im Haushalt durchaus gefährlichere Geräte, das sind alle die Hitze erzeugen und dann ggf. einen Schalter haben, der bei großer Hitze das Gerät ausschalten soll. Beispiele sind Wasserkocher oder Toaster. Bei diesen Geräten besteht die Gefahr, dass dieser Schalter defekt ist und die Geräte nicht rechtzeitig ausschaltet, wodurch diese brennen können.
Dennoch sind Brände durch Solaranlagen äußerst selten. Glas-/Folien-Module sind grundsätzlich nur sehr schwer entzündlich oder brennbar. Aufgrund der sehr geringen installierten Leistung von max. 800 W sind Brände auch sehr unwahrscheinlich. Wenn nicht mehr als 800 W an einem Hausanschluss betrieben werden, reicht die Energie nicht aus, um eine normgerechte, auch ältere Elektroinstallation zu überlasten.
Solarmodule haben zudem eine CE-Kennzeichnung sowie einschlägigen IEC-Zertifikate (Internationale Elektrotechnische Kommission), so dass die Produktsicherheit bestätigt ist und Produkthaftung greift. Die CE-Kennzeichnungen und IEC-Zertifikate finden sich auf dem Produktdatenblatt bzw. der Webseite des Herstellers.
(Zum Brandrisiko bei Solaranlagen, siehe ausführlich etwa: Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, Harry Wirth, Fraunhofer ISE, Download von www.pv-fakten.de, Fassung vom 27.09.2023.)
Wie steht es aber mit dem Fluchtweg?
Tatsächlich wäre es möglich, dass durch eine ungeschickte Konstruktion oder Anbringung des Steckersolargeräts der Fluchtweg versperrt ist.
Zum einen kann der Balkon als zweiter Fluchtweg dienen, zum anderen gibt es aber auch sogenannte Rettungswegfenster. Deren Details sind jeweils in den Landesbauordnungen der Länder geregelt, etwa für NRW:
“Nach der Bauordnung müssen Fenster, die als Rettungsweg dienen, mindestens im Lichten eine Höhe von 1,2 m und eine Mindestbreite von 0,9 Meter aufweisen, damit die Personen den Fluchtweg ohne Erschwernisse nutzen können. Dabei darf das Fenster nicht höher als 1,2 m über der Bodenkante des Raumes liegen. (…) Bei rechtmäßig bestehenden Gebäuden mit Fenstermaßen von 0,80 m x 1,00 m kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass Feuerwehren das Fenster noch als Rettungswegfenster nutzen können. Werden Fenstermaße von 0,60 m x 0,90 m im Lichten unterschritten, ist davon auszugehen, dass die Feuerwehr das Fenster nicht als Rettungsweg nutzen kann.”
Runderlass zur Größe von Rettungswegfenstern
Die Größer der dieser Rettungsfenster ist je nach Bundesland unterschiedlich geregelt. Beispielsweise in Baden -Württemberg muss dieses Fenster ein stehendes Format mit einem lichten Öffnungsmaß von 90 cm (Breite) und 120 cm (Höhe) haben.
Diese Rettungwegfenster dienen ebenfalls dazu, dass die Bewohner darüber aussteigen könnten, wenn es keinen Balkon gibt oder dieser nicht nutzbar wäre.
Die AGBF rät in ihrer Empfehlung mindestens auf einer Seite einen Meter freizuhalten, um so die Möglichkeit zum Anleitern zu belassen, ohne das Balkonsolargerät zu beschädigen oder von diesem behindert zu werden.
Wir haben einige Beispiele Peter Bachmeier, dem Vorsitzenden des Fachausschusses Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren (FA VB/G) vorgelegt. Dabei ist zu bemerken, dass er seine Einschätzung ausschließlich aufgrund der vorgelegten Fotos gegeben hat und dass es sich hier um unverbindliche Hinweise handelt. Es wurde davon ausgegangen, dass es sich um Standardbauten mit Wohnnutzung handelt. Diese allgemeine Bewertung ersetzt nicht die konkrete Bewertung bei einem erforderlichen Brandschutznachweis. Sie dient lediglich der Orientierung für Nutzende.
Das außergewöhnlichste Bild haben wir gleich vorweg geschickt. Hier gibt es eine Reihe von Fragestellungen: Das Thema der eingeschränkten Belichtung ist kein Brandschutzthema, nach Baurecht müssen aber Aufenthaltsräume ausreichend belichtet sein (§ 47 MBO). Handelt es sich bei dem Gebäude um ein Gebäude der Gebäudeklassen 4 oder 5, sollte ferner beachtet werden, dass Balkonbrüstungen oberhalb der notwendigen Brüstungshöhe schwer entflammbar sein müssen (§ 28 MBO). Bauklassen teilen Gebäude in unterschiedliche Gefährdungskategorien ein. Gebäudeklasse 4 oder 5 beschreibt etwa Gebäude die eine Drehleiter brauchen und höher als 7 m sind. Grundsätzlich sind auf diesem Balkon sicher mehr als die übliche Anzahl Module für ein Steckersolargerät angebracht. Brandschutzrechtlich bestehen allerdings keine Bedenken.
Auch ein weit vorstehendes Modul wird als unkritisch bewertet von Seiten des Brandschutzes, so lange mind. eine Stelle des Balkons oder ein Fenster der betroffenen Wohnung mit einer Leiter der Feuerwehr erreichbar bleibt. Die erforderliche Breite beträgt 1 m. Bei dieser Art der Befestigung ist jedoch zu beachten, dass mehr Angriffsfläche für Wind bleibt. Ggf. ist daher eine lotrechte Anbringung sinnvoller und konstruktiv einfacher.
Als gut bewertet wird der Abstand auf dem untere Balkon mit seinen Balkonsolargeräten. Es besteht auch auf der Seite die Möglichkeit, anzuleitern.
Kritisch zu bewerten wäre hier die Behängung des ganzen Balkons. Dieser würde als Fluchtweg ausfallen. Allerdings wäre selbst das möglich, solange ein Fenster der betroffenen Wohnung mit einer Leiter der Feuerwehr erreichbar bleibt. Bei solchen Anlagen, die sicherlich zusammen mit einem Elektriker ausgeführt werden, wäre ggf. auf ein Panel zu verzichten.
Diese Anlagen werden von Peter Bachmaier als unkritisch bewertet. Praktisch tätige Feuerwehrangehörige weisen jedoch darauf hin, das bei einer versetzten Anordnung der Module die leiterbare Fläche genommen wird. Daher die Module am besten untereinander anordnen und nicht versetzen.
Da mindestens eine Stelle des Balkons oder ein Fenster der betroffenen Wohnung mit einer Leiter der Feuerwehr erreichbar bleibt. Die erforderliche Breite beträgt 1 m, was hier gegeben zu sein scheint.
Auch diese Beispiel wird als unproblematisch bewertet, da hier ausreichend Fluchtwegfenster zur Verfügung stehen.
Auch diese beiden Beispiel werden als unproblematisch bewertet, da hier ausreichend Fluchtwegfenster zur Verfügung stehen.
Wie kommt die Feuerwehr in die Wohnung oder auf den Balkon, wenn es brennt?
Nicht jedem Laien ist unbedingt klar, wie die Feuerwehr von außen in die Wohnung oder auf den Balkon kommt, wenn etwa das Treppenhaus nicht mehr benutzbar ist. Wenn Personen nicht mehr sicher zum Treppenhaus kommen, zum Beispiel wegen eines verrauchten Wohnungsflures, dann kann der zweite Rettungsweg über ein Fenster oder Balkon gewährleistet werden. Zu diesem Zweck führen Feuerwehren tragbare Leitern auf den Löschfahrzeugen mit. Zudem gibt es die Möglichkeit eine Drehleiter zur Rettung von Personen einzusetzen.
Feuerwehren haben unterschiedliche Arten von Leitern.
Die “Drehleiter” ist auf einem Fahrzeug montiert, wird durch eine Hydraulik betrieben und kann bis zu 23 Meter Höhe eingesetzt werden. Sie braucht kein Gegenstück am Haus, sondern hält sich selbst durch das Gewicht des Fahrzeugs. Allerdings braucht man zur Benutzung eine ausreichend große, ebene Fläche, mit Tragkraft auf der sie stehen kann.
Steckleiter oder Schiebeleiter
Daneben gibt es klassische Leitern, wie sie auch mancher daheim hat: Diese Leitern kann man zusammenstecken und einfach an das Geländer bzw. Haus lehnen. Unten werden sie festgehalten und die Feuerwehrperson klettert hoch und erreicht so die Wohnung bzw. Balkon. Eine andere Person kann darüber aussteigen. Diese Leitern werden auf vielen Feuerwehrfahrzeugen auf dem Dach mitgeführt. Es können mehrere kombiniert werden.
Siehe etwa: https://www.ffw-muenchen.de/ausruestung/geraetetechnik/schiebleiter/ / https://www.ffw-muenchen.de/ausruestung/geraetetechnik/steckleiter/
Hakenleiter
Aus der Wikipedia: “Sie ist 4,40 m lang und hat an der Oberseite einen Haken, mit dem sie in eine höhergelegene Öffnung eingehängt werden kann. Sie darf nicht als Anstellleiter verwendet werden, da sie nur für Zug-, jedoch nicht für Druckbelastungen ausgelegt ist. Da sie wie oben beschrieben z. B. an jeden Balkon oder in jedes Fenster gehängt werden kann, ist ihre Arbeitshöhe als einzige Leiter praktisch unbegrenzt.”
