Über Wein Strom: ein Reisetipp nach Freiburg Munzingen

Weniger als 200 Meter von Freiburg Munzingen, aber dennoch von außen kaum sichtbar gibt es die Vino-Photovoltaik Anlage von Endgar Gimbel. Der hat über einem ganz normalen Reben einfach ein Solardach gebaut und erzeugt damit Strom. Dabei ist das ganze zwar neu, aber keine Versuchsanlage, sondern eine normale Agri-PV Anlage, die eben statt über einem Acker oder Wiese, über Reben liegt.

Die Anlage ist recht einfach mit dem Auto, ÖPNV oder Rad zu erreichen: https://maps.app.goo.gl/PBsAZUPxNfkm8Xsx8?g_st=ic

Leider hilft einem die Ortsangabe: 79112 FR-Munzingen, Gewann Gölterhof, Flurstück-Nr.: 4768, nicht wirklich, daher mußte ich erst rumsuchen und auf Mastodon fragen, wo dann wirklich eine Reihe hilfreicher Leute, schnell Auskunft gegeben hat: Danke!

Der Google XMFW+34P Freiburg im Breisgau ist dann hier:

Die Geschichte der Anlage ist übrigens kurios: Der Ortschaftsrat von Munzigen hat immer wieder dagegen gekämpft und dagegen gestimmt. Angeblich auch wegen Landschaftsschutz! Wohl gemerkt als ich dort war: Man sieht das kaum von anderen Punkten am Berg oder aus irgendwelchen Häusern, ein Übersichtsbild zu fotographieren war recht schwierig!

Schaut man etwa ins Freiburger Ratsinformationssystem: So findet man einige Beratungen:

Schön zusammenfassend auch die Badische Zeitung:

„Befürchtet wurde eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, außerdem gab es Zweifel, ob die Reben im Schatten der PV-Module gut gedeihen, ob sie genügend Wasser bekommen und ob die Bewirtschaftung des Weinbergs noch gut möglich sein wird. Doch die Stadtverwaltung umging das ablehnende Votum des Ortschaftsrats, erteilte die Baugenehmigung und besserte diese im Frühjahr auch noch einmal nach, als sich herausstellte, dass die Gestänge gut einen halben Meter zu hoch montiert waren – das hatten Munzinger Ortschaftsräte herausgefunden, als sie selbst mit dem Zollstock nachgemessen haben.“

Solaranlagen in den Munzinger Reben sorgen bisher nicht für Strom – aber für viel Kritik, Von Jelka Louisa Beule Do, 24. August 2023 um 11:30

Man muß sich schon wundern, dass es einige Ortschaftsräte gibt, die nicht nur mit dem Zollstock nachmessen und dabei Baufehler finden, wohl gemerkt auf fremden Weinreben, sondern sich auch noch sorgen, das auf dem Weinberg von anderen Leuten, das nicht so gelingen könnte.

Nun braucht die Badenova, wie viele Energieversorger bei vielen Solarprojekten noch etwas um diese ans Netz anschließen, was aber die örtlichen Kritiker nicht hindert, wieder dagegen zu schiessen und das wohl unberechtigt.

„Ortschaftsrat Clemens Lang (Unabhängige Liste Munzingen) hatte das Projekt von Anfang an scharf kritisiert – und sieht sich nun durch den „Fehlstart“ bestätigt. (…) Ein Anschluss an die nahe Maschinenhalle sei nie geplant gewesen. Auch sei es nicht korrekt, dass die Reben zusätzlich bewässert werden müssten.“

Solaranlagen in den Munzinger Reben sorgen bisher nicht für Strom – aber für viel Kritik, Von Jelka Louisa Beule Do, 24. August 2023 um 11:30

Instruktive etwa dieses Protokoll einer Sitzung: https://ris.freiburg.de/pdf-viewer.php?src=aHR0cHM6Ly9yaXMuZnJlaWJ1cmcuZGUvZG9jdW1lbnRzLnBocD9kb2N1bWVudF90eXBlX2lkPTUmYWdlbmRhX2l0ZW1faWQ9bmlfMjAyMi1PUl9NVS03MCU3Q3p0XzElN0MxJmlkPTY5Jmpzb249MSZwbGF0Zm9ybT1yaXMmYWdlbmRhX2l0ZW1faWQ9bmlfMjAyMi1PUl9NVS03MHx6dF8xfDE=&name=QmVzY2hsdXNzIHZvbiBUT1AgMiA3LiBTaXR6dW5nIGRlcyBPcnRzY2hhZnRzcmF0ZXMgTXVuemluZ2Vu vom 20.07.2022, 19:30 – 20:45, in der über eine Erklärung von einigen Ortschaftsräten diskutiert wurde, die sich wehement gegen diese Anlagen einsetzten:

Etwa Aufregung gab es nämlich, als der Gemeinderat bzw. die Bauverwaltung der Stadt Freiburg das Projekt genehmigte, gegen die Stimmen des örtlichen Ortschaftsrats. Für seine Vorantreiben des Projekts wurde der Initiator Edgar Gimbel mit dem Umweltpreis der Stadt Freiburg ausgezeichnet, aber er war dann so fertig von den Anfeindungen, dass er die Anlage an die Badenova verkauft hat. (PM Stadt Freiburg)

„Manche Winzer hätten Sorge, man könne die Reben nicht mehr richtig bewirtschaften – doch: „Man kann mit einem Nachzieh-Vollernter unter den Modulen durchfahren“, so Gimbel. Zeitweise bewässern müsse er nur die Jungpflanzen. Das liege aber nicht an den Modulen, sondern am fehlenden Regen. Und zur angeblichen „Verschandelung der Landschaft“ habe es „ganz böse Anrufe“ gegeben“ (…) Gimbel bricht die Stimme, als er seiner Familie für den Beistand in dieser Zeit dankt.“

Nach dem holprigen Start der Freiburger Reben-Solaranlage gibt’s zur Einweihung viel Lob Von Dora Schöls Do, 07. September 2023

Und dann gab es noch Probleme bei der Bauausführung und auch das rief die Kritiker wieder auf den Plan. Das es bei Solarprojekten wegen Problemen bei den Lieferketten, mit Genehmigung oder mangelnden Fachkrägten Probleme und Verzögerungen geben kann, dass kennt jeder in Branche. Das ist ein altes Thema, von engagierten Aktivisten, über Unternehmer:innen bis hin ins BMWK kann da jeder ein Lied von singen. Das ist aber kein Grund sich gegen so ein Projekt stark zu machen.

Dabei hat die Anlage viele positive Effekte: Die Weinstöcke wachsen sogar besser als auf der Referenzfläche im Freien, Hagelschutz, Schutz vor Sonnenbrand, reduzierter Pflanzenschutz, Ernteverschiebung in kühlere Jahreszeit und erzeugt auch noch Strom mit 300 kWp!

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