Blendet Balkonsolar?

Immer wieder werden wir mit der Frage nach Blendung und Reflexion konfrontiert. Auch weil Gemeinden in ihren Satzungen blende Materialien ausgeschlossen haben und damit versuchen, Balkonsolar zu verbieten.

„Ebenso ist spiegelndes oder reflektierendes Material nicht erlaubt. So etwas findet sich nun aber in der Innenstadt. Gespräche mit zwei Eigentümern von jüngst installierten Anlagen brachten nach Aussage von Stadtbaumeister Udo Brugger keine Lösung. Sie wollten ihre schräg angebrachte Balkonsolaranlage und ihre an einer Fassade installierte PV-Anlage nicht wieder entfernen.“

Badische Zeitung: Solarenergie in Löffingen – PV-Anlage am Balkon: Bewohner widersetzen sich Innenstadtsatzung

Grundsätzlich ist dem Einfallsreichtum konservativer deutscher Behörden bei der Verhinderung von Solarenergie und anderen Erneuerbaren keine Grenzen gesetzt. Dies nur mal als spitze Bemerkung 😉

Es bleibt also die Frage: Wie sehr blendet und reflektiert ein Solarmodul am Balkon? Das Bild von Martin Hundhausen auf twitter war ein wenig täuschend. Er hat hier ein mindestens 20 Jahre altes (!) Modul von BP Solar (!!) aufgestellt und misst die Blendwirkung. Und misst: die Reflexion am Wafer beträgt 34%. Das Modul reflektiert nur 5% des Lichts. „Eine Glasscheibe hat eine Relexion von 4% für die Oberseite und 4% für die Unterseite, wenn sich nach dem Glas wieder Luft befindet. Das Modul reflektiert also weniger als eine einfache Glasscheibe.„, sagt uns der Physiker.

Und genau das ist ja was das Solarpanel machen soll: Das sieht man insbesondere an modernen Modulen, die ziemlich schwarz aussehen. Da wird wenig reflektiert. Das Licht soll ja in die Solarzelle und das tut es zu 95% bei diesem Modul.

Oder um es mit dem Bericht der Fraunhofer zu sagen:

17.1 Solare Reflexion und Absorption
Helle Oberflächen reflektieren einen größeren Teil der auftreffenden Solarstrahlung, während dunkle Oberflächen mehr absorbieren und sich dadurch stärker aufheizen. Die solare Albedo (der solare Reflexionsgrad) einer Oberfläche gibt an, welcher Prozentsatz der eintreffenden Solarstrahlung reflektiert wird. Asphalt weist eine Albedo von 12 – 25 % auf, Beton 14 – 22 %, eine graue Mauer 20 – 45 %, Dachziegel 10 (dunkel) – 30 (hell) %, grünes Gras 26% (https://www.stadtklima-stuttgart.de/index.php?klima_klimaat- las_5_grund).
Der solare Reflexionsgrad gewöhnlicher PV-Module neuerer Bauart liegt in einer Größenordnung von 3 – 5 %. Sie sind darauf optimiert, möglichst viel Solarstrahlung in der aktiven Schicht zu absorbieren. Eine Wärmeschutzverglasung, besonders eine Sonnenschutzverglasung reflektiert ein Vielfaches (Größenordnung von 10 – 30 %). Vergleicht man eine gläserne Gebäudefassade mit einer PV-Fassade, dann reflektiert die PV-Fassade deutlich weniger Solarstrahlung nach unten in die Straßenebene.”

„Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland”, ab S. 54, Quelle: https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deutschland.html

Noch deutlicher wird der Bericht beim Thema „Blendung“:

Ähnlich wie Fensterglas kann auch das Deckglas von PV-Modulen blenden, abhängig von Sonnenstand, Ausrichtung der Module, Glastextur und Blickfeld des Beobachters. Der Effekt ist auf bestimmte Tageszeiten und Tage im Jahr begrenzt, Details lassen sich über ein Blendgutachten ermitteln. Meistens geht es bei PV-Modulen nicht um eine messbare Herabsetzung des Sehvermögens (physiologische Blendung), sondern um eine Störempfindung durch hohe Leuchtdichten (psychologische Blendung). Weil die Deckgläser von PV-Modulen nur eine einzige blendungswirksame Grenzfläche aufweisen, in aller Regel mit einer leichten Oberflächentextur und einer zusätzlichen Antireflexschicht, sind die maximalen Leuchtdichten in Reflexion deutlich kleiner als bei Fenstern mit ihren bis zu 6 glatten, nicht entspiegelten Grenzflächen.“

„Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland”, ab S. 55, Quelle: https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deutschland.html
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