offener Brief an die Stiftung Warentest bezüglich des Tests von Balkonkraftwerken

Die AG Balkonkraftwerk, vertreten durch Sebastian Müller & Simone Herpich, kritisiert den aktuellen Test von Steckersolargeräten der Stiftung Warentest. Sie bemängeln die Testauswahl von nur 8 Geräten, die Beschränkung auf Balkonmontage, sowie das Fehlen aktueller Modelle. Kriterien wie Preis pro Wattpeak und Garantiezeitraum fehlen ebenfalls. Die Praktikabilität einiger Testkriterien wird in Frage gestellt, und die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse wird angezweifelt. Die AG bietet ihre Expertise für zukünftige Tests an. Unten Videos zu dem Thema.

Beim Wechselrichtertest

Sehr geehrte Damen und Herren, 

die Unterzeichnenden sind seit vielen Jahren im Bereich der Steckersolargeräte oder Balkonkraftwerke tätig, sie haben selbst eine Datenbank zur Qualität von Wechselrichtern aufgebaut (https://balkon.solar/wechselrichter), informieren über Steckersolargeräte auf ihren Websites herstellerunabhängig und transparent. Die Akzeptanz der Geräte ist vom Ruf als sichere und einfache Energiequelle, die auch Geld spart, abhängig. Dies wird immer wieder von interessierter Seite in Frage gestellt, zunächst von Energieunternehmen und später von Wohnungsbauunternehmen und teils auch aus unserer Sicht unbegründeten Stellungnahmen gegenüber dem Bundestag (https://balkon.solar/news/2024/02/09/wer-ist-fuer-das-recht-auf-balkonsolar-und-wer-dagegen/).

Der Test in der aktuellen Ausgabe der Test-Zeitschrift von der Stiftung Warentest trägt in diesem Zusammenhang aus unserer Sicht eher zur Verwirrung als zur Klarheit bei der Nutzung von Steckersolargeräten bei.

Der Test ist in fast allen Punkten für uns nicht nachvollziehbar: Von der Anzahl und Auswahl der Geräte über die angesetzten Bewertungskriterien, deren Gewichtung bis hin zur Durchführung und Aufbereitung des Vergleichs. 

Testauswahl und -vielfalt

Insgesamt wurden für den Test nur 8 Kraftwerke getestet. Das reicht nicht, um einen repräsentativen Überblick über den Markt zu erhalten, da dieser durch kleine und mittelständische, häufig nur regional agierende Unternehmen geprägt ist. 

Dass man sich bei einem Test von Steckersolargeräten nur auf eine Halterung am Balkon beschränkt, ist zu einseitig. Nach unseren Erfahrungen ist die Anbringung am Balkon nur eine von vielen Möglichkeiten. 

An anderer Stelle (https://sh1.sendinblue.com/3g55ns1lshxpfe.html?t=1714342677#Heading3) wird erwähnt, dass Sie absichtlich aktuelle Kraftwerksmodelle für den Vergleich abgelehnt haben, weil sie „zu gut“ seien und diese auch nicht wie im Artikel behauptet “alle im November/Dezember 2023” gekauft hätten. 

Auch uns fällt auf: Es sind keine aktuellen Pakete getestet worden. Etwa der getestete Hoymiles Wechselrichter war schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nur noch als Restposten im Markt erhältlich und ist bereits durch ein Nachfolgemodell abgelöst worden, was die genannten Probleme explizit adressiert, die bei Ihnen zur Abstufung führen.

Daneben fehlen zentrale Kriterien wie der Preis pro Wattpeak (!) und die Länge der Garantiezeiträume auf Modul und Wechselrichter. 

Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass bei Selbstmontage die Qualität der Montageanleitung, nicht nur auf Papier/PDF sondern ggf. auch als Video eine zentrale Bedeutung zukommt. Es wäre sinnvoll gewesen, dies in den Test einzubeziehen. 

Praktische Relevanz der Testkriterien

Ein Test auf Hagel und Schneedruck ist für ein senkrecht hängendes Panel nicht relevant.

Grundsätzlicher Testaufbau und Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse 

In anderen Testreihen konnten die bei Hoymiles HM-800 bemängelten Probleme bei Wechselrichtern gleichen Typs nicht reproduziert werden. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass wir zu Wechselrichtern der Firma Hoymiles aus dem Feld bisher nur positive Rückmeldungen bekommen haben, ist dieses Ergebnis verwunderlich. Aufgrund der CE-Kennzeichnung ist davon auszugehen, dass er auch auf elektromagnetische Verträglichkeit geprüft wurde. Andernfalls hätte er in Deutschland nie verkauft werden dürfen. Die Norm, an der sich die Tester der Stiftung Warentest nach eigenen Aussagen bei ihrem Test „in Anlehnung“ (?) orientierten, ist die EN IEC 61000-6-3 von 2021. Das tatsächliche Testdesign ist nicht veröffentlicht worden. Es wäre gut zu wissen, wie von diesem abgewichen wurde. Des Weiteren wäre es sinnvoll, vor so einer Aussage weitere Geräte zu testen, um nicht durch einen Schaden an einem einzelnen Gerät fehlgeleitet zu werden. 

Es besteht die Gefahr, dass Wohnungseigentümergemeinschaften im Wissen um die mangelnde Verfügbarkeit getesteter Pakete vorschreiben, dass nur solche am Balkon aufgehängt bzw. in der WEG genutzt werden dürfen, die von der Stiftung Warentest als “gut” bewertet werden. Dadurch entsteht wiederum eine willkürliche Hürde, um Nutzende zu blockieren.

Die AG Balkonkraftwerk ist eine Initiative aus Vereinen, Unternehmen und Einzelpersonen, die sich der Förderung von Steckersolarkraftwerken verschrieben hat. Weitere Informationen finden sie unter: https://ag-balkonkraftwerk.de/ueber-uns/ 

Wir bieten Ihnen an, bei der Wiederholung von Tests bei Durchführung und Testdesign beratend zur Seite zu stehen und verbleiben in Erwartung einer Antwort mit freundlichen Grüßen

Für die AG Balkonkraftwerk

Sebastian Müller & Simone Herpich 

(Vorstand Balkon.Solar e.V.)

kritische Videos zu dem Thema

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